Wenn man einmal selbst Zeuge eines Ereignisses und dessen spätere Wiedergabe in den Medien wird, kann man das Vertrauen in viele Berichte über den Iran und Islam verlieren.

Worum geht es?

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi berichtete während ihres Besuches in Hamburg (im letzten Oktober, 1985) bei einem Presse-Meeting von einer Weisung des Ministers für islamische Kultur, nach der die in diesem Ministerium und dessen untergeordneten Einrichtungen beschäftigten Frauen ab 18:00 Uhr zu Hause sein sollten, um sich um ihre Familie zu kümmern.  Ich war dort als Dolmetscher im Atlantik-Hotel im Einsatz und habe die Aussage von Frau Ebadi wortwörtlich ins Deutsche übersetzt. Eine solche Weisung ist schlimm genug. Am nächsten Tag hieß es in einem Bericht des Hamburger  Abendblatts:

„In Rage bringt sie (BS: Shirin Ebadi) jedoch die jüngste Schikane der Fundamentalistenriege: Danach müssen Frauen ab 18 Uhr zu Hause sein, um sich um ihren Mann und Kinder zu kümmern.“  (Abendblatt vom 24. Oktober, Seite 4) Nach der Aussage von Frau Ebadi sind von dieser Regelung wahrscheinlich 1.000 Frauen betroffen; nach dem Bericht vom Abendblatt aber ca. 20 Millionen beschäftigte und unbeschäftigt „Frauen“. Erst durch unseren massiven Druck wurde eine Berechtigung dieses Berichtes als „Leserbrief“ veröffentlicht.

Frau Ebadi hatte bei diesem Meeting gerade die Medien um Objektivität gebeten: „schwarz soll nicht schwärzer und weiß nicht weißer wiedergegeben werden.“ Dennoch scheint die Sensationssucht größer zu sein, als die Rücksicht auf eine Frau, deren Worte im Ausland auf die Goldwaage gelegt werden, und unter schweren Bedingungen für Menschenrechte kämpft.

 

Die Proteste gegen die falsche Berichterstattung brachte nur einen „Leserbrief“ hervor, der wie folgt im Hamburger Abendblatt erschien:

http://www.abendblatt.de/daten/2005/10/28/497191.html

 

Ebadi sprach nur von Frauen im Ministerium

„Irans Nobelpreisträgerin im Abendblatt-Gespräch – Friedensmission in Hamburg“, HA, 24.10.2004

Frau Ebadi sagte: „Der Minister für Kultur und Islamische Führung hat sein Ministerium, die diesem Ministerium untergeordneten Einrichtungen und Zeitungen (gemeint sind staatliche Zeitungen) angewiesen, daß die dort beschäftigten Frauen nach 18 Uhr zu Hause sein müssen, um sich um ihren Mann und ihre Kinder zu kümmern.“ . . . Im Bericht vom Abendblatt wird generell von „Frauen“ gesprochen und nicht von Beschäftigten. Unter diesen machen die im genannten Ministerium und untergeordneten Behörden und Zeitungen beschäftigten Frauen vielleicht 1000 von mehreren Millionen berufstätigen Frauen aus. Schirin Ebadi ist eine kompromißlose, mutige und unbestechliche Kämpferin für Menschenrechte, auf der anderen Seite ist sie eine hervorragende Juristin, die sich strikt an Fakten hält, zwischen „schwarz“ und „weiß“ eine ganze Palette von Farben sieht, jedes Wort auf die Goldwaage legt, ihr Land nicht unnötig schlechtredet und Übertreibungen ablehnt.

 

Dr. Hadi Resasade (vereidigter Übersetzer und Dolmetscher für die persische Sprache), per E-Mail

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert