„Der Staat ist für die Menschen und nicht die Menschen für den Staat.“

Diese Worte Albert Einsteins schmücken die Nordfassade des Kanzleramtes in Berlin. Solche Weisheiten haben meistens universelle Wurzeln und sind das gemeinsame Erbe der menschlichen Entwicklung:

Der iranische Dichter und Ethiker Sheikh Mosleh od-Din Saadi Shirazi (1209-1292) beschäftigte sich in einem Kapitel seines didaktisch-ethischen Meisterwerks „Gulistan“  (Rosengarten)  mit Ratschlägen an Könige und Herrscher seiner Zeit. Wir lesen dort eine Erzählung, die fast buchstäblich den Worte Albert Einsteins gleichkommt:

 

Erzählung

Ein Derwisch hockte allein und einsam am Rande eines Weges, als der König an ihn vorbeizog. Der Derwisch,  das Reich der Bedürfnislosigkeit genießend, blieb mit senkendem Kopf sitzen und schenkte dem König keine Beachtung. Der König,  von der Herrlichkeit der Macht besessen, rief: „Diese Derwische verhalten sich wie Tiere, sie sind unerzogen und verdienen nicht als Menschen betrachtet zu werden.“ Der Wesir begab sich zum Derwisch und sagte: „Unser König zieht hier vorbei, aber du    bleibst sitzen, ohne Ehrerbietung zu erweisen.“ Der Derwisch sagte: „Sag´ dem König, er solle von Menschen Dienst erwarten, die auf eine Wohltat von ihm warten. Auch soll der König  wissen: Durch Könige sollen Menschen Wohlstand erlangen, und der Herrscher nicht stets Gehorsam verlangen.

 

Der König ist des Derwisch´s Beschützer

Auch wenn Derwisch sei Wohlstandsnutzer.

 

Die Schafe sind nicht für den Schäfer geschaffen,

da soll der Hirte die Schafe bewachen.

…….

 

Dem König gefielen diese Worte des Derwischs und er sagte ihm: „Du kannst einen Wunsch äußern.“

 

Der Derwisch antwortete: „Ich möchte nicht länger in meiner Ruhe gestört werden.“

 

Der König sagte: „Gib´ mir doch einen Rat!“

Der Derwisch antwortete:

 

Gib´Deiner Herrlichkeit heut´ Acht,

denn geht von Hand zu Hand stets die Macht.

 

 

Übersetzung: H. Resasade

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