Teil I

Welch vernünftiger Mensch geht ruhig und gelassen,

hin zu einem tiefen Loch, durch die Straßen und Gassen?

Wer geht einen Weg, der führt absolut zu Nichts,

gar zu einem Abgrund, ohne einen Funken des Lichts.

Welcher Fahrer fährt einen Weg mit sicherem Wissen,

dass die Fahrt endet zum Tode mit Gewissen?

Diesen Weg nennt man Dasein und Handeln,

um stets Taten mit ineinander zu verwandeln.

Hin zum Tode sind wir, ungewollt, ohne Grund,

und gehen wie betäubt in einen Abgrund.

Auf diesem Weg bin auch ich seit vielen Jahren,

gar, seit ich laufen kann, allein, aber auch mit Paaren.

Ich bin unterwegs seit etlichen Jahren,

auf dem auch so viele unglückliche Tote waren.

Wie ist dieser Weg? angenehm und ruhig?

ist es endlos und großspurig?

Ja, es ist mal grade und angenehm, dann wieder steinig,

aber doch nicht endlos, mal warm und mal eisig.

In der Jugend wusste ich Nichts vom kommenden Abgrund,

und auch nicht vom absolut kommenden Schwund.

Diese Verdrängung heißt Todesvergessenheit,

diese Weisheit ist die treffende Angemessenheit:

Etwas lässt uns vergessen, den sicheren Untergang,

den bitteren Abschied, vielleicht mit etwas Musik und Gesang!

Der alte Heidegger sprach von Seinsvergessenheit,

SEIN ist nicht vergessen, nur der Tod mit naiver Gelassenheit,

die nichts ist, als ein großer Selbstbetrug,

als wäre das Leben ewig Zug um Zug!

Oft suchte ich eine echte Gelassenheit immerhin

nach einem Halt und einem Lebenssinn.

Der „Weg ist das Ziel“ wurde sehr oft gepredigt,

und damit die Sinnfrage angeblich erledigt.

Das Ziel auf diesem Weg ist aber ein sicherer Abgrund,

worauf wird gesteuert mit Leid und Wund.

Was lässt mich auf diesem Weg den Tod vergessen?

und ständig meine Kräfte sammeln und messen?

Lesen, Hören und Denken über den Lebenssinn,

brachte oft nur Verzweiflung mittendrin.

Durch Lesen, und Denken lernt keiner das Schwimmen,

wer mutig ins Wasser springt, kann der Angst entrennen.

kann ich aber springen in das Dasein hinein?

Das Dasein ist aber nicht die Elbe oder die Rhein!

Hast Du jetzt eine Idee zu meiner Ausgangsfrage,

wo ich über den kommenden Abgrund klage?

Warum fahren, joggen und Rasen,

bewusst und gedankenlos auf Todesstraßen?

Viele gingen vor uns in diesen Abgrund ganz tief

Arme und Reiche, Kreaturen, ob klug oder naiv.

Warum wandern wir gedankenlos auf diesem Gelände?

und gehen auf eine Reise mit qualvollem Ende?

Religion, Mystik, Gnostik und Askese,

Spiritualität und Esoterik, alles in Synthese,

kamen, damit wir die Todesfrage vergessen,

und um Mut und Hoffnungen ins Herz zu pressen.

„Leben im JETZT“ ist das Rezept in letzten Jahren,

damit will man uns vor Zukunftssorgen bewahren!

Was bringt aber das JETZT, wenn der Tag ist öde und leer?

bringt uns diese Erkenntnis die Freude näher?

Höre bitte zu, hier kommt die Lösung,

die man findet ohne Anstrengung und Übung:

Liebe, Hoffnung und der Mut zum Sein,

berauschen uns auf diesem Weg wie ein persischer Wein

Abgelenkt sind wir dann und vergessen den Abgrund,

diese werden Beifahrer, Begleiter und Daseins-Grund.

Ja, berauscht sind wir dann und vergessen den kommenden Tod,

die sichere Versenkung auf diesem unsicheren Boot!

Lasst uns also trinken und uns berauschen,

und die Angst mit Todesvergessenheit tauschen!

Liebestrunken im Rausch, blind und ohne Brillen,

lasst uns trinken und rasen mit 3 Promillen!

Nur so kannst du den sicheren Abgrund vergessen,

mutig und glücklich von der Liebe besessen.

Doch Geliebte können kommen und verschwinden,

keine Sorge, Liebe geht auch ohne sich zu binden

Sei fähig, auch dich zu lieben und zu ehren,

ohne fremde Gunst unbedingt  zu begehren.

Nur wer sich liebt, kann auch Liebe spenden,

Vertrauen und Mut ausstrahlen und senden.

lasst uns also wandern fröhlich und vergessen die Tiefen,

der Abgrund ist sehr weit, das steht in all meinen Briefen.  

 

Teil II

Nun will ich Euch erzählen von einem Traum,

mein Lebensweg war zu Ende, ohne Zeit und Raum.

 

Ängstig und erschöpft mit Furcht vor einem Abgrund,

wanderte ich, die Füße waren müde und wund.

 

Doch sah ich kein düsteres Loch, keine Grube,

sondern eine Hütte an einem Fluss mit einer warmen Stube.

 

Mein „Abgrund“ war ein ruhiger Fluss, ohne Ende und Ufer,

und hörte aus Nichts einen angenehmen Rufer:

 

„Komme mein Sohn, du hattest eine lange Reise,

dein Lebensweg war schwer und steinig in jeder Weise!“

 

Er war Bootsmann und Fischer, und hier Zuhause

begrüßte mich und redete weiter ohne Pause:

 

Oft wurde Abgrund genannt dieses Ende,

von Ängstlichen, sie malen ja den Teufel an die Wände!

 

Steige ein in mein sicheres Boot,

fahre ruhig und gelassen, es ist nicht der Tod.

 

Hier gibt es weder Friedhof noch einen Sarg,

deine neue Heimat ist nicht verlassen und karg.

 

Aus diesem Fluss bist du einst gekommen,

nun kommst du wieder, der engen Welt entronnen.

 

Jetzt bist du ein Geist, ohne Lasten und Sorgen,

Du bist neugeboren an diesem sonnigen Morgen.“

 

Ich ging in das Boot ruhig und heiter

und fuhr auf dem Fluss weiter und weiter.

 

Der alte Fischer stand an der Ufer, mit winkender Hand:

„Gute Reise, mein Sohn, Du bist nun im eigenen Land!

 

Dieser Fluss hat keine Ufer und kein Ende,

der dunkle Abgrund war nur eine Legende!“

 

Wilster, 21. Januar 2024

 

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